So nah und doch so fern by Brashares A

So nah und doch so fern by Brashares A

Autor:Brashares, A
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-10-07T16:00:00+00:00


HOPEWOOD, VIRGINIA, 2007

LUCY VERBRACHTE DIE meisten Tage mit einsamen Überlegungen. Sie stand an einem Arbeitstisch im Healthy Eats und bereitete aus Bergen von Zutaten Früchte-Smoothies für eine nicht enden wollende Schlange von Kunden. Aber sie war so in ihre Gedanken versunken, dass sie mehr oder weniger für sich allein war. Das Geräusch, mit dem der Mixer das Eis zerkleinerte, riss sie regelmäßig in die Gegenwart zurück. Es war der Soundtrack dieses Sommers.

Marnie hatte sie nichts erzählt. Wie auch, sie konnte es sich ja selbst kaum eingestehen. Sie wollte erst den richtigen Moment abwarten.

Meistens war sie in Gedanken bei Daniel. Sie wusste nicht, ob sie ihn sich lebend oder tot vorstellen sollte, aber sie dachte trotzdem an ihn. In ihren Gedanken konnte sie mit ihm reden.

Sie glaubte, seine Einsamkeit mittlerweile etwas besser verstehen zu können. Sie verstand sie so gut, als hätte er sie damit angesteckt wie mit einem Fieber. Nun, eigentlich hatte er sie zuerst mit seiner Verrücktheit angesteckt, das Fieber war dann erst allmählich dazugekommen. Natürlich fühlte man sich einsam, wenn einem bewusst wurde, dass man anders war als die anderen, und wenn das eigene Innenleben für andere und einen selbst keinen Sinn ergab. Man bekam nicht mit, was andere Menschen im Gegensatz zu einem selbst normalerweise dachten, und so wurde der Abstand zu ihnen immer größer. Die einfachsten sozialen Kontakte wurden so beschwerlich, bis man die meisten einfach aufgab.

Ich glaube, das nennt man geisteskrank, dachte sie sich häufig. Aber vielleicht bin ich auch dabei, eine Wahrheit zu entdecken, hielt sie im Stillen dagegen. Vielleicht sind viele Geisteskranke dabei, eine Wahrheit zu entdecken, konterte die andere Stimme in ihrem Kopf.

Seit Langem hatte sie es aufgegeben, eine rationale Erklärung finden zu wollen. Jetzt suchte sie nach einer irrationalen, nach einer, die sich am besten in die neuen Erfahrungen fügen würde. Das Ganze sollte zumindest in sich schlüssig sein, mehr erhoffte sie sich gar nicht mehr.

Manche behaupteten, dass man zu seinen vergangenen Leben mithilfe von Hypnose Zugang finden konnte. Rückführungstherapie oder Reinkarnationstherapie nannte man das. Dabei ging man natürlich davon aus, dass es vergangene Leben gab. Eine ziemlich kühne Annahme, aber das ließ sie einstweilen beiseite. Versuchsweise akzeptierte sie sie, um ihre Spekulationen daran auszuprobieren. Spekulieren war ihre Hauptbeschäftigung, ihre neue Passion.

Demzufolge bedeutete das, dass sie, Lucy, in einem früheren Leben dieses englische Mädchen gewesen war. Das war ein ziemlicher Hammer, aber so war es nun mal. Das würde weiterhin bedeuten, dass es dieses große Haus irgendwo, vermutlich in England, wirklich gab oder gegeben hatte. Und das wiederum würde bedeuten, dass sie eine Mutter gehabt hatte, die Gärten anlegte und gestorben war, als sie selbst noch ein Kind war. Und nicht zuletzt würde es bedeuten, dass es wirklich einen Jungen gegeben hatte, den sie Daniel genannt hatte, den sie geliebt hatte und der ebenfalls gestorben war. In ihren Träumen war er derselbe Daniel wie jener in der Highschool.

Dann würde auch dieser Zettel existieren, der an … nun, der an sie gerichtet war. Damit würde es in der realen Welt Dinge geben,



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.